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Unternehmensinsolvenzen – Rückblick auf ersten drei Quartale 2023 und Entwicklung

Über das Jahr gesehen lag die Entwicklung in den ersten fünf Monaten zwar durchgehend über dem Niveau des Vorjahrs, aber noch unter Vorkrisenniveau. Diese Entwicklung wandelte sich in den folgenden Monaten – seit Juni liegen die Insolvenzzahlen konstant über dem Niveau des Durchschnitts der Jahre 2016 bis 2019, also dem Zeitraum vor Beginn der Corona-Krise.

Nachdem die September-Zahlen noch etwa auf Vormonatsniveauu verharrten, zeichnet sich laut den Experten des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) nun ein weiterer spürbarer Anstieg der Unternehmensinsolvenzen für das vierte Quartal ab.

Der Anstieg ist zum einen auf die krisenbedingte Kombination ungünstiger Einflussfaktoren aus Inflation, Kaufzurückhaltung bei den Verbrauchern, hohen Energie- und steigenden Finanzierungskosten zurückzuführen.

Dazu kommt aber der Nachholeffekt nach Auslaufen der Stützungsmaßnahmen der vergangenen Jahre - die zeitweise ausgesetzte Insolvenzantragspflicht in Kombination mit umfangreichen Staatshilfen sorgte für außergewöhnlich niedrige Zahlen bei den Unternehmensinsolvenzen: hatte es 2009 infolge der Wirtschaftskrise 2007/2008 in Deutschland mehr als 32.000 Firmeninsolvenzen gegeben, lag die Zahl in 2022 bei - angesichts der multiplen Krisenlagen ungewöhnlich niedrigen - 14.590 Insolvenzen.

„Was wir derzeit sehen, würde ich trotz der steigenden Zahlen in Summe noch nicht als „Insolvenzwelle“ bezeichnen. Eher handelt es sich nach dem Auslaufen aller staatlichen Maßnahmen um eine Normalisierung, die von der aktuellen Krisensituation natürlich getrieben ist“, meint Dr. Holger-René Bruckhoff, Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht. "In einigen, stark betroffenen Branchen ist die Situation aber bereits akut.“

Insolvenzwelle im Gesundheitswesen

Es bleibt abzuwarten, wie heftig der Anstieg im vierten Quartal ausfallen wird. Besonders betroffen ist nach den Prognosen die Immobilienbranche sowie das Gesundheitswesen. Der Sektor Bauen und Wohnen leidet unter dem Anstieg der Zinsen und Baukosten. Im Gesundheitswesen kommt - neben den nachwirkenden Belastungen durch die Corona-Pandemie, gestiegenen Kosten und dem Fachkräftemangel - noch die Unsicherheit im Hinblick auf die anstehende Krankenhausreform hinzu.

Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhaus Gesellschaft (DKG) äußerte sich im Oktober entsprechend deutlich: „Die Krankenhauslandschaft in Deutschland steht vor der vielleicht größten Krise der vergangenen Jahrzehnte. […] Wir registrieren so viele Insolvenzen wie nie zuvor.“

Quellenhinweise:
Statistisches Bundesamt, Insolvenzen nach Jahren
Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Pressemitteilung 26/2023: IWH-Insolvenztrend für September: Lage stabil, Aussicht trüb
Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), DKG zur Ministerpräsidentenkonferenz vom 9. Oktober 2023