News

Schuldneratlas 2022: Positive Zahlen, jedoch Erwartung einer Trendwende

In ihrem kürzlich vorgestellten „Schuldneratlas Deutschland 2022“ verzeichnet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform den niedrigsten Wert seit Beginn der Auswertungen im Jahr 2004. Zum vierten Mal in Folge sank der Wert der Schuldnerquote auf nun 8,48 %. Den Experten zufolge ist der niedrige Wert auch eine Folge der Corona-Pandemie: Hilfsprogramme einerseits, aber auch eingeschränkte Konsummöglichkeiten und Kaufbereitschaft auf Seiten der Verbraucher hatten zu rückläufigen Ausgaben der Privathaushalte und einer ungewöhnlich hohen Sparquote geführt.

So nahm die Überschuldung flächendeckend in allen Bundesländern ab, ebenfalls sind niedrigere Werte in allen Altersgruppen zu beobachten. Jedoch sind es vor allem die jüngeren Bevölkerungsgruppen, die sich am ehesten aus der Überschuldung befreien können, während der Rückgang bei Personen über 60 Jahre unterdurchschnittlich ausfällt. Dabei sind überschuldete Personen zwar überwiegend Männer, auch die Höhe der Schulden ist bei Männern im Schnitt höher als bei Frauen. Besonders gefährdet sind allerdings nach wie vor alleinerziehende Frauen. Diese Faktoren sind ein Warnsignal im Hinblick auf steigende Altersarmut, insbesondere bei Frauen.

Angesichts der Inflation und der Energiekrise ist laut Expertenmeinung nun aber ein Ende der positiven Entwicklung in Sicht. Die Rücklagen aus der Corona-Krise sind aufgebraucht, wie das Ifo-Institut bereits im Sommer feststellte und zu Beginn des neuen Jahres werden die steigenden Energiekosten beim Verbraucher ankommen: „Der kommende Energiepreisschock zu Beginn des neuen Jahres wird für viele zu einer finanziellen Überforderung“, so Michael Goy-Yun, Geschäftsführer von Creditreform Boniversum, im Rahmen der Pressekonferenz zur Vorstellung des Schuldneratlas 2022.

„Hier setzen zwar die Hilfsprogramme der Regierung in Bezug auf die Energiekosten an, die nun offenbar bereits zu Beginn des kommenden Jahres greifen sollen“ meint Dr. Holger-René Bruckhoff. Allerdings könnten die Entlastungen die Belastungen durch die Inflationsentwicklung nicht vollständig abfedern und so teilt er die Befürchtung, dass sich der langjährig positive Trend in Bezug auf Überschuldung und Verbraucherinsolvenzen im kommenden Jahr wohl drehen werde.

Quellenhinweise:
Creditreform, Pressemeldung vom 15.November 2022: Verbraucherüberschuldung zwischen Staatshilfen, Inflation und Energiekrise
Creditreform, SchuldnerAtlas Deutschland 2022: Download PDF
ifo-Institut: Inflation frisst Überschussersparnis