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Mehr Unternehmensinsolvenzen – Experten erwarten kurzfristig keinen Anstieg auf Vorkrisenniveau

Die jüngsten Zahlen des Statistischen Bundesamtes und des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) bestätigten bereits die Erwartungen auf einen Anstieg der Insolvenzen und auch die Insolvenzprognose des Bundesverbands der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) zeigt in dieselbe Richtung: für das laufende Jahr wird ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr um 12 % auf rund 16.300 Fälle erwartet.

Allerdings betont man auch beim BVR, dass die Fallzahlen der Vorjahre auf historisch niedrigem Niveau lagen und auch für 2023 deutlich unter dem langjährigen Mittelwert bleiben würden. In konjunkturell normalen Zeiten sei mit etwa 23.000 Unternehmensinsolvenzen pro Jahr zu rechnen, dieser Wert wäre allerdings erst dann erreicht, wenn die Fallzahlen auch in den beiden kommenden Jahren jeweils um einen ähnlichen Wert ansteigen würden. Ein solches Niveau sei volkswirtschaftlich gesehen jedoch kein Drama und würde jungen, innovativen Unternehmen den Markteintritt sogar erleichtern.

Anstieg der betroffenen Arbeitsplätze

Gleichwohl sind Firmeninsolvenzen aus Sicht der unmittelbar Beteiligten immer ein tiefgreifender Einschnitt. In diesem Zusammenhang zeigt die Analyse des IWH im Hinblick auf die betroffenen Jobs einen stark ansteigenden Trend: im vierten Monat in Folge liegen die Zahlen über dem Durchschnitt der Vorkrisenjahre. Waren in den Jahren 2016 bis 2019 im Vergleichszeitraum monatlich etwa 7.000 Arbeitsplätze betroffen, sind es in den vergangenen vier Monaten jeweils durchschnittlich etwa 10.000 Jobs.

Entsprechend erklärt Steffen Müller, Leiter der Abteilung Strukturwandel und Produktivität und der dort angesiedelten Insolvenzforschung beim IWH, dass für die volkswirtschaftliche Bewertung des Insolvenzgeschehens nicht allein die Anzahl, sondern vielmehr die Größe der betroffenen Unternehmen relevant ist: „Die volkswirtschaftliche Relevanz des Insolvenzgeschehens war in den letzten Monaten vergleichsweise hoch.“
Auch Müller erwartet weiter steigende Insolvenzzahlen, resümiert trotz steigender Jobverluste aber ebenfalls, dass der Marktaustritt nicht wettbewerbsfähiger Unternehmen insgesamt wichtig sei für die Erneuerung der Wirtschaft.

Quellenhinweise:
Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Pressemitteilung 6/2023: IWH-Insolvenztrend: Überdurchschnittlich viele Jobs von Firmenpleiten betroffen
Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken, Konjunkturbericht vom 2.3.2023, BVR rechnet mit deutlich mehr Unternehmensinsolvenzen und BVR rechnet mit deutlich mehr Unternehmensinsolvenzen (Download PDF)