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Unternehmensinsolvenzen verbleiben auf hohem Niveau

Der Insolvenztrend des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) weist für den November niedrigere Werte aus als im Vormonat. Der aufgrund der Frühindikatoren zuvor prognostizierte Rückgang im Vergleich zum sprunghaften Anstieg im Oktober hat sich demnach zwar eingestellt, es zeigt sich allerdings lediglich eine Delle in den konstant hohen Werten dieses Jahres: Nach den Werten des IWH ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen im Vergleich zum Vormonat zwar um 12 Prozent gesunken, liegt aber um 38 Prozent über dem Wert vom November 2023 und um 52 Prozent über dem durchschnittlichen Novemberwert der Vor-Corona-Jahre 2016 bis 2019.

Die vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes bestätigen die Tendenz, demnach lagen die Zahlen im Oktober knapp 23 Prozent über dem Vormonat. Im laufenden Jahr war der Anstieg nur im Juni einstellig, ansonsten liegt die Steigerung seit Juni 2023 konstant im zweistelligen Bereich.

Für die kommenden zwei Monate rechnet Steffen Müller, Leiter der Insolvenzforschung am IWH, mit ähnlichen Werten wie im November, auf Basis der Frühindikatoren erwartet er ab Februar 2025 wieder einen deutlichen Anstieg der Insolvenzzahlen.

Die Zahl der betroffenen Arbeitsplätze liegt laut IWH trotz insgesamt niedrigerer Werte in etwa auf dem Niveau des Vormonats und 59 Prozent über dem Durchschnitt des entsprechenden Zeitraums vor der Corona-Pandemie.

VID: Einordnung der Insolvenzstatistik

Eine Bewertung der Entwicklung hatte der Verband Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID) bereits im November vorgenommen. Von der schon seit März 2020 prognostizierten „Insolvenzwelle“ will man dort nach wie vor nicht sprechen und verweist auf die langjährige Entwicklung, insbesondere auf den Zeitraum der Finanzkrise - diese Zahlen seien bei weitem nicht erreicht. Die Ursachen für den aktuellen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen wird nicht allein in der Konsumflaute gesehen. So heißt es in der Meldung: „Stattdessen hinterlassen Transformationsprobleme, demographischer Wandel und überholte Geschäftsmodelle ihre Spuren bei den Insolvenzen. Spürbar, aber eben nicht unerwartet oder dramatisch.

Man verweist auf vorhersehbare Umbruchprozesse, die z.B. in der Automobilbranche schneller greifen würden als vorhergesehen, auch habe der stationäre Handel immer noch keine Strategien gegen den Onlinehandel gefunden. Die Gründe seien nicht neu und hätten schon vor der Corona-Krise bestanden, der Umbruch sei durch die Staatshilfen lediglich hinausgezögert worden.

Thomas Meusemann, Assoziierter Partner bei Bruckhoff - Dienstleistung mit Recht teilt die Einschätzung: „Während der Finanzkrise ab 2007 und der Eurokrise ab 2010 hatten wir in Deutschland Unternehmensinsolvenzen in der Größenordnung von 30.000 Fällen pro Jahr. Davon sind wir heute noch deutlich entfernt. Für 2023 weist das Statistische Bundesamt knapp 18.000 Unternehmensinsolvenzen aus und auch wenn im ersten Halbjahr des laufenden Jahres bereits rund 11.000 Insolvenzen zu verzeichnen waren, werden wir trotz weiter steigender Zahlen und der multiplen Krisensituation nicht die Werte der Finanzkrise erreichen.“

Quellenhinweise:
Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Pressemitteilung 30/2024: IWH-Insolvenztrend: Zahl der Firmenpleiten im November leicht rückläufig
Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 437 vom 21. November 2024: „Beantragte Regelinsolvenzen im Oktober 2024: +22,9 % zum Vorjahresmonat“
Verband Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands e.V. (VID), Pressemitteilung 07.11.2024: „Aus wichtigem Grund: Realistische Einordnung der Insolvenzstatistik“
Statistisches Bundesamt,
Insolvenzen nach Jahren
Creditreform, Pressemeldung vom 24. Juni 2024: Insolvenzen in Deutschland, 1. Halbjahr 2024