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Insolvenzzahlen im vierten Quartal 2024, IWH-Insolvenzforschung sieht „Marktbereinigung“

Nach dem soeben veröffentlichten Insolvenztrend des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) blieben die Unternehmensinsolvenzen im Dezember des vergangenen Jahres mit 1.340 auf nahezu unverändert hohem Niveau im Vergleich zum Vormonat. Die Zahl lag um knapp ein Viertel über dem Vorjahresmonat und um die Hälfte über einem durchschnittlichen Dezember der Jahre 2016 bis 2019, also vor der Corona-Pandemie.

Großinsolvenzen führten zu erheblichen Arbeitsplatzverlusten, allein bei dem in Nordrhein-Westfalen betroffenen Wuppertaler Automobilzulieferer WKW gingen 2.000 Arbeitsplätze verloren. Insgesamt gab es im vierten Quartal 2024 4.215 Insolvenzen mit knapp 38.000 betroffenen Arbeitsplätzen. Das ist der höchste Wert seit der Finanzkrise 2009, fast alle Branchen verzeichneten Höchststände bei den Unternehmensinsolvenzen. Vorläufige Zahlen des Statistischen Bundesamtes weisen für 2024 einen Anstieg um 16,8 % gegenüber dem Vorjahr aus.

Steffen Müller, Leiter der Insolvenzforschung am IWH, sieht die Gründe für die hohen Insolvenzzahlen in Deutschland jedoch nicht nur in den aktuellen konjunkturellen Problemen, sondern verweist auf das gestiegene Zinsniveau und den Wegfall der Pandemiesubventionen, die zu Nachholeffekten bei den Insolvenzen geführt hätten. Seine Einschätzung deckt sich mit den Kommentaren aus Insolvenzverwalter-Fachverbänden, über die wir zuletzt berichteten.

Müller wertet die hohen Insolvenzzahlen als einerseits zwar schmerzhaften Prozess, andererseits aber auch als notwendige Marktbereinigung, die Platz für überlebensfähige Unternehmen schaffe.

Startup-Verband: Krisenzeiten sind Gründungszeiten

„Unternehmen, die nicht mehr wettbewerbsfähig sind, scheiden jetzt aus dem Markt aus - eine Entwicklung, die langfristig einer stabilen und dynamischen Wirtschaft sogar zuträglich ist, wenn die Gründungsdynamik die Verluste auffängt“, bestätigt Linda Nowak, zertifizierte Insolvenzverwalterin bei Bruckhoff - Dienstleistung mit Recht. Sie verweist in diesem Zusammenhang auf den aktuell in den Medien thematisierten Report „Next Generation - Startup-Neugründungen in Deutschland“, der für 2024 den zweithöchsten Wert an Neugründungen seit Beginn der Erhebung im Jahr 2012 feststellt - gegenüber dem Vorjahr ist die Zahl der Startup-Gründungen demnach um 11 Prozent gestiegen. Der positive Trend zeigt sich dem Bericht zufolge im gesamten Bundesgebiet, besonders ausgeprägt in Berlin und Nordrhein-Westfalen.

In der Pressemeldung zur Vorstellung des Reports appelliert Prof. Dr. Helmut Schönenberger, stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands Deutsche Startups e.V. an die künftige Bundesregierung, den Trend aufzugreifen: „Krisenzeiten sind Gründungszeiten. Die aktuellen Zahlen sind ein starkes Signal für den Standort Deutschland”, so Prof. Dr. Helmut Schönenberger. „In Krisenzeiten entstehen besonders widerstandsfähige und wettbewerbsstarke Unternehmen. Die künftige Bundesregierung sollte diese Dynamik unterstützen und Startups zur Priorität machen.“

Quellenhinweise:
Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Pressemitteilung 2/2025: IWH-Insolvenztrend: Höchstwert bei Firmenpleiten seit Finanzkrise
Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 010 vom 10. Januar 2025: „Beantragte Regelinsolvenzen im Dezember 2024: +13,8 % zum Vorjahresmonat“

Bundesverband Deutsche Startups e.V., Pressemeldung vom 8.1.2025: „Anstieg der Startup-Gründungen um 11 % gegenüber 2023 | Schönenberger: “Krisenzeiten sind Gründungszeiten”
Direkt zum Report (PDF): „Next Generation Startup-Neugründungen in Deutschland Januar - Dezember 2024