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Insolvenzen weiterhin auf hohem Niveau, schwierige Prognosesituation durch Zollkonflikt
Das Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) verzeichnet im heute veröffentlichten IWH-Insolvenztrend einen leichten Anstieg der Unternehmensinsolvenzen um 2 Prozent gegenüber dem Vormonat und bestätigt damit die im Vormonat prognostizierte Stagnation der Werte. Im Vergleich zum März 2024 ergibt sich jedoch ein Anstieg um 12 Prozent. Damit übertrifft das erste Quartal 2025 das vierte Quartal 2024 erneut, wenn auch nur geringfügig. Zu berücksichtigen ist dabei, dass im entsprechenden Vorjahresquartal die höchsten Insolvenzzahlen seit Mitte 2009, also dem Ende der großen Wirtschafts- und Finanzkrise, gemessen wurden.
Zudem waren im März bei den größten 10 Prozent der insolventen Unternehmen mehr als 16.000 Arbeitsplätze betroffen. Damit liegt die Zahl zwar unter dem Wert des Vormonats, aber mit 43 Prozent deutlich über dem Vorjahresmonat und mehr als doppelt so hoch wie in der Vorkrisenperiode 2016 bis 2019. Am stärksten betroffen waren Industriearbeitsplätze.
Dennoch spricht Steffen Müller, Leiter der IWH-Insolvenzforschung lt. der Pressemeldung weiterhin von Nachholeffekten aufgrund der Niedrigzinsphase und dem Ende der krisenbedingten Stützungsmaßnahmen und führt die Entwicklung nur zum Teil auf die aktuelle gesamtwirtschaftliche Lage zurück.
Prognosen sind aufgrund der unsicheren Lage durch den Zollstreit derzeit schwierig, da die Entwicklung kaum kalkulierbar ist. Jürgen Matthes vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) befürchtet in einem aktuellen Interview, dass die leichte Aufhellung der konjunkturellen Aussichten - unter anderem aufgrund des 500-Milliarden-Sonderprogramms - durch die Zölle bereits wieder zunichtegemacht werden könnte. Einig sind sich die Experten, dass die ohnehin gebeutelte deutsche Automobilindustrie zu den Hauptleidtragenden der US-Zölle gehören wird.
„Ein Patentrezept für die aktuelle Situation gibt es nicht, da sich die Lage praktisch täglich ändert“, sagt Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter Dr. Holger-René Bruckhoff. Schnelle und zielgerichtete Reaktionen in einem unsicheren Umfeld seien nur möglich, wenn die aktuelle Situation jederzeit transparent ist: „Für import-/exportabhängige Unternehmen wie die Automobil- und Zulieferindustrie ist es absolut notwendig, sich ein detailliertes Bild über die Lieferketten und Zolldaten zu verschaffen und Maßnahmen zu entwickeln, um die Auswirkungen und Risiken so gering wie möglich zu halten und gegebenenfalls mit schnellen Maßnahmen wie Lieferantenwechsel oder Preisanpassungen reagieren zu können.“
Quellenhinweise:
Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Pressemitteilung 11/2025: "IWH-Insolvenztrend: Weiterhin Höchststände bei Insolvenzzahlen, Industrie stark betroffen"
Institut der deutschen Wirtschaft, Jürgen Matthes in der Wirtschaftswoche, Interview 8. April 2025: „Handelskonflikt: „Das Ergebnis wird sein, dass die Globalisierung ohne die USA weitergeht“