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Entwicklung der Insolvenzen - endgültige Zahlen für 2024

Wie das Statistische Bundesamt heute mitteilte, meldeten die Amtsgerichte im vergangenen Jahr insgesamt 21.812 beantragte Unternehmensinsolvenzen und damit erneut rund 22 Prozent mehr als im Vorjahr. 2015 hatte es mit 23.101 Insolvenzen zuletzt einen höheren Wert gegeben. Als Gründe werden neben der allgemein schwierigen wirtschaftlichen Lage auch Nachholeffekte aus der Corona-Zeit genannt. Die Summe der Forderungen ist mit 58,1 Milliarden Euro gegenüber 26,6 Milliarden Euro im Jahr 2023 deutlich gestiegen. Die erhebliche Steigerung ist auf mehr als doppelt so viele sogenannte Großinsolvenzen mit einer Forderungssumme von jeweils 25 Millionen Euro und mehr zurückzuführen.

Auch im Bereich der Verbraucherinsolvenzen weist das Statistische Bundesamt einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr aus, mit 71.207 gemeldeten Fällen stieg die Zahl um 6,5 Prozent.

Weiterer Anstieg auch bei den aktuellen Zahlen, Trendwende möglich

Für das laufende Jahr meldet die Behörde nach vorläufigen Zahlen einen Anstieg um 12,1 Prozent im Februar nach 14,1 Prozent im Januar, jeweils im Vergleich zum Vorjahresmonat. Damit liegen die Zahlen seit Juni 2023 fast durchgehend im zweistelligen Bereich, einzige Ausnahme war der Juni 2024 mit einem Wert von 6,3 Prozent.

Auch der Insolvenztrend des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) meldet weiterhin Zahlen auf hohem Niveau - mit 1.436 gezählten Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften liegt der Wert um 54 Prozent über dem durchschnittlichen Februarwert der Vorkrisenjahre 2016 bis 2019. Die Insolvenzforschung des IWH geht auf Basis der dort ermittelten Frühindikatoren für den laufenden und den kommenden Monat von konstanten oder leicht rückläufigen Zahlen aus.

Erstmals seit Ende 2021 liegen die Frühindikatoren unter den Werten des jeweiligen Vorjahresmonats und so hält Steffen Müller, Leiter der Insolvenzforschung beim IWH, eine Trendwende nach der Phase jahrelang steigender Werte für möglich. Die konjunkturelle Lage habe sich in den vergangenen Monaten nicht wesentlich verändert, Nachholeffekte aus der Pandemie- und Niedrigzinsphase würden derzeit nicht weiter zunehmen, was zumindest eine Stagnation der Zahlen möglich mache.

Anders als das IWH geht der Informationsdienstleister CRIF laut Pressemeldung aus dem Februar von weiter steigenden Werten für das laufende Jahr aus. Dort erwartet man bis zu 26.000 Insolvenzen aus und begründet die Prognose damit, dass deutsche Unternehmen weiter mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert seien. Insbesondere wird auf die hohen Energiekosten sowie Lieferkettenprobleme und die unsichere geopolitische Lage verwiesen. Dazu kommen Kaufkraftverluste auf Verbraucherseite, die die Unternehmen zusätzlich belasten.

Für Linda Nowak, Rechtsanwältin und zertifizierte Insolvenzverwalterin bei Bruckhoff - Dienstleistung mit Recht hängt die Frage, in welche Richtung sich die Unternehmensinsolvenzen in naher Zukunft entwickeln werden, nun auch von den Entscheidungen der neuen Bundesregierung ab: „Es ist zwar keine originäre Aufgabe der Politik, für niedrige Insolvenzzahlen zu sorgen. Aber das Land braucht jetzt eine verlässliche Linie in der Wirtschaftspolitik. Und der große Nachholbedarf bei den Infrastrukturinvestitionen ist derzeit ohnehin das beherrschende Thema. Wenn es gelingt, das Umfeld zu stabilisieren, wird sich zwangsläufig auch die Insolvenzsituation beruhigen.“

Quellenhinweise:
Statistisches Bundesamt, Pressemitteilung Nr. 096 vom 14. März 2025, „Beantragte Regelinsolvenzen im Februar 2025: +12,1 % zum Vorjahresmonat“
Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), Pressemitteilung 8/2025: "IWH-Insolvenztrend: Zahl der Firmenpleiten nochmals angestiegen, aber erste Anzeichen für Trendwende"
CRIF, Pressemeldung vom 20.02.2025, „Firmeninsolvenzen sind 2024 um 23,1 Prozent gestiegen – weiterer Anstieg für 2025 prognostiziert“